Unter Posern, LOHAS & Gras-Bauern
Anfang Juni
Was für ein Kulturschock. Seit Anfang Juni bin ich wieder in einer Stadt. Nelson liegt in den wunderschönen Kootenays, einem Ausläufer der Rocky Mountains. Ok, mit rund 10-Tausend Einwohnern und genau einer Geschäftsstraße ist sie nicht ganz ´ne Weltstadt, aber nach meinen Wochen im Busch kommt für mich hier regelrecht Metropolenflair auf.
Blick auf Nelson
Auf jeden Fall ist das süße Örtchen mächtig funky! Glaube, das trifft den Nagel auf den Kopf. Ähnlich gut passt vielleicht noch: fancy! Wie auch immer, was ich sagen möchte: meine neue Station hat einfach was Besonderes.
Genieße die unverkennbare Kiez-Atmosphäre. Hab manchmal sogar das Gefühl, mein geliebtes Babelsberg ist einfach in diese atemberaubende Mittelgebirgskulisse verpflanzt worden. Szenig genug ist es hier allemal.
Detail Straßenbild
Die Menschen, ihre Kleidung, das Straßenbild – alles strahlt eine links-alternative, weltoffene, kunstgeprägte Grundstimmung aus. Die Reklameschilder etwa sind zumeist handgepinselt. Insgesamt ein bizarrer, subkultureller Mix aus Punkern, Hippies und Skatern.
Also alles ein wenig abgeranzt, dafür aber ausgesprochen kreativ, friedlich und ziemlich öko. Das Einzige, was noch mehr vorherrscht: betonte Lässigkeit. Denn das Kootenay-Tal ist auch Hochburg des Funsports.
Boarder-Laden
Nelson ist im vergangenen Jahr zum besten Skigebiet in ganz Nordamerika gekürt worden. Filmemacher aus aller Welt wissen aber schon länger um die unglaubliche Schönheit dieser bewaldeten Berglandschaft. Das Snowboarden im metertiefen, unberührten Pulverschnee verspricht spektakuläre Aufnahmen. Nicht umsonst sind hier Video-Crews von Red Bull & Co Dauergast.
An einigen der halsbrecherischen Hängen sind quer durch den Wald Kameraseile installiert. Weiter oben, wo die Steilpisten eher felsig sind, werden die Bilder meist aus dem Helikopter eingefangen.
Entsprechend cool geben sich die meisten guys in town. Lifestyle wird groß geschrieben. Dazu gehört neben der obligatorischen Sonnenbrille, den Szene-Klamotten und bunten Tattoos auch ein single shot Cappuccino in der Hand - mit irgendeinem dieser unzähligen, exotischen organic-flavor, die ein Normalsterblicher zuvor noch nie gehört hat.
Café Oso Negro
Tja, und was machen all diese trendy people, jetzt wo kein Schnee liegt? Ganz einfach, sie heizen weiter die Hänge runter – jetzt mit dem Rad. Downhill heißt das Ganze und wird ähnlich bescheiden zelebriert. Die Red-Bull-Crew soll schließlich keine lange Weile bekommen;)
Jedes Kind scheint hier damit aufzuwachsen, dass es normal ist, sich wie ein lebensmüder Geisteskranker den Berg hinabzustürzen. Zumindest können hier die meisten 5-Jährigen schon jetzt mehr Tricks auf ihren bikes als ich wohl in meinem ganzen Leben. Seufz.
Biker-Trail
Selbst im cool sein, fällt es mir schwer mitzuhalten. Wandern zählt nur bedingt zu den Funsportarten. Genau das mach ich aber am häufigsten. Nicht nur, weil die Ausleihgebühr für ein einfaches Mountainbike mit 45 Euro am Tag unverschämt überteuert ist, sondern auch, um meinem Rückflug nach Europa, nicht mit dem Notarzt-Hubschrauber anzutreten.
Talumgebung
Die steilen Berghänge sind üppig bewachsen. Massenhaft Trampelpfade laden zu wahrlich wildem Umherstreifen ein. Überwältigend! Und kein Ende in Sicht. Die ganze Region ist ein einziges großes Spektakel. Wer sich auskennt kann tagelang unterwegs sein, ohne einer Menschenseele zu begegnen. Und selbst auf Tagestouren für weniger draufgängerische Touristen wie mich gibt´s immer wieder traumhafte Orte zu entdecken: kleine, niedliche, wilde Campingplätze und Strände. Denke, die Bilder sprechen für sich.
Ausflugs-Bilder Fathers-Day
Im krassen Gegensatz zur Stylomaten-Atmosphäre auf Nelsons Flaniermeile, stehen die Wohnhäuser, die sich an einem Südhang der umliegenden Berge empor ranken. In gleichmäßigen Planquadraten reiht sich fein säuberlich eine historische Holzvilla an die andere. Denkmalgeschützte Häuser aus dem 19. Jahrhundert. Sorgfältig restauriert und herausgeputzt – und die Gärten oft auch aufwendig und liebevoll bepflanzt. Ich persönlich finde, da sind einige Hingucker dabei.
Schnuckelhaus
Wunder mich nur, wie der viktorianische Stil mit den ganzen Hipstern zusammenpasst, die ich auf der Straße treffe. Keine Ahnung. Hab aber schon herausgefunden, dass es ein übergeordnetes, verbindendes Element gibt. Egal welches Alter, welches Geschlecht oder welche soziale Schicht, in Nelson und Umgebung spielt Cannabis eine wichtige Rolle.
Die Einen chillen damit ab, die Anderen machen damit richtig Kohle. Ob im Wohnzimmer, geheimen Gewächshäusern oder Verstecken im Wald, Hanf gedeiht hier prächtig. Die klimatischen Bedingungen passen glaube ich auch besonders gut.
Hab gehört, das Marihuana von hier soll Weltruf genießen. Konnte ich auf Anhieb nicht nachrecherchieren. Was ich aber rausgefunden habe: andere Einnahmequellen in der Stadt sind rar.
Die gut gehende Industrie ist von den alternativen Einwohnern im Prinzip vergrault worden. Silberabbau und Holzwirtschaft waren über Jahrzehnte groß, vertragen sich aber nicht mit den Überzeugungen der Ökos. Die bauen lieber Gras an. Ist zwar nich legal, aber egal. Ick sach nur Heilpflanze;)
Unter dem Strich scheinen die Nelseraner eine gepflegte Antihaltung zu mögen - Mainstream is Kacke und Kapitalismus sowieso. So hat sich die Gegend hier einen zweifelhaften Ruhm als Trutzburg erworben. Naja Dudes, lern ich halt mal ´ne andere Pott-Kultur kennen.
Was für ein Kulturschock. Seit Anfang Juni bin ich wieder in einer Stadt. Nelson liegt in den wunderschönen Kootenays, einem Ausläufer der Rocky Mountains. Ok, mit rund 10-Tausend Einwohnern und genau einer Geschäftsstraße ist sie nicht ganz ´ne Weltstadt, aber nach meinen Wochen im Busch kommt für mich hier regelrecht Metropolenflair auf.
Blick auf Nelson
Auf jeden Fall ist das süße Örtchen mächtig funky! Glaube, das trifft den Nagel auf den Kopf. Ähnlich gut passt vielleicht noch: fancy! Wie auch immer, was ich sagen möchte: meine neue Station hat einfach was Besonderes.
Genieße die unverkennbare Kiez-Atmosphäre. Hab manchmal sogar das Gefühl, mein geliebtes Babelsberg ist einfach in diese atemberaubende Mittelgebirgskulisse verpflanzt worden. Szenig genug ist es hier allemal.
Detail Straßenbild
Die Menschen, ihre Kleidung, das Straßenbild – alles strahlt eine links-alternative, weltoffene, kunstgeprägte Grundstimmung aus. Die Reklameschilder etwa sind zumeist handgepinselt. Insgesamt ein bizarrer, subkultureller Mix aus Punkern, Hippies und Skatern.
Also alles ein wenig abgeranzt, dafür aber ausgesprochen kreativ, friedlich und ziemlich öko. Das Einzige, was noch mehr vorherrscht: betonte Lässigkeit. Denn das Kootenay-Tal ist auch Hochburg des Funsports.
Boarder-Laden
Nelson ist im vergangenen Jahr zum besten Skigebiet in ganz Nordamerika gekürt worden. Filmemacher aus aller Welt wissen aber schon länger um die unglaubliche Schönheit dieser bewaldeten Berglandschaft. Das Snowboarden im metertiefen, unberührten Pulverschnee verspricht spektakuläre Aufnahmen. Nicht umsonst sind hier Video-Crews von Red Bull & Co Dauergast.
An einigen der halsbrecherischen Hängen sind quer durch den Wald Kameraseile installiert. Weiter oben, wo die Steilpisten eher felsig sind, werden die Bilder meist aus dem Helikopter eingefangen.
Entsprechend cool geben sich die meisten guys in town. Lifestyle wird groß geschrieben. Dazu gehört neben der obligatorischen Sonnenbrille, den Szene-Klamotten und bunten Tattoos auch ein single shot Cappuccino in der Hand - mit irgendeinem dieser unzähligen, exotischen organic-flavor, die ein Normalsterblicher zuvor noch nie gehört hat.
Café Oso Negro
Tja, und was machen all diese trendy people, jetzt wo kein Schnee liegt? Ganz einfach, sie heizen weiter die Hänge runter – jetzt mit dem Rad. Downhill heißt das Ganze und wird ähnlich bescheiden zelebriert. Die Red-Bull-Crew soll schließlich keine lange Weile bekommen;)
Jedes Kind scheint hier damit aufzuwachsen, dass es normal ist, sich wie ein lebensmüder Geisteskranker den Berg hinabzustürzen. Zumindest können hier die meisten 5-Jährigen schon jetzt mehr Tricks auf ihren bikes als ich wohl in meinem ganzen Leben. Seufz.
Biker-Trail
Selbst im cool sein, fällt es mir schwer mitzuhalten. Wandern zählt nur bedingt zu den Funsportarten. Genau das mach ich aber am häufigsten. Nicht nur, weil die Ausleihgebühr für ein einfaches Mountainbike mit 45 Euro am Tag unverschämt überteuert ist, sondern auch, um meinem Rückflug nach Europa, nicht mit dem Notarzt-Hubschrauber anzutreten.
Talumgebung
Die steilen Berghänge sind üppig bewachsen. Massenhaft Trampelpfade laden zu wahrlich wildem Umherstreifen ein. Überwältigend! Und kein Ende in Sicht. Die ganze Region ist ein einziges großes Spektakel. Wer sich auskennt kann tagelang unterwegs sein, ohne einer Menschenseele zu begegnen. Und selbst auf Tagestouren für weniger draufgängerische Touristen wie mich gibt´s immer wieder traumhafte Orte zu entdecken: kleine, niedliche, wilde Campingplätze und Strände. Denke, die Bilder sprechen für sich.
Ausflugs-Bilder Fathers-Day
Im krassen Gegensatz zur Stylomaten-Atmosphäre auf Nelsons Flaniermeile, stehen die Wohnhäuser, die sich an einem Südhang der umliegenden Berge empor ranken. In gleichmäßigen Planquadraten reiht sich fein säuberlich eine historische Holzvilla an die andere. Denkmalgeschützte Häuser aus dem 19. Jahrhundert. Sorgfältig restauriert und herausgeputzt – und die Gärten oft auch aufwendig und liebevoll bepflanzt. Ich persönlich finde, da sind einige Hingucker dabei.
Schnuckelhaus
Wunder mich nur, wie der viktorianische Stil mit den ganzen Hipstern zusammenpasst, die ich auf der Straße treffe. Keine Ahnung. Hab aber schon herausgefunden, dass es ein übergeordnetes, verbindendes Element gibt. Egal welches Alter, welches Geschlecht oder welche soziale Schicht, in Nelson und Umgebung spielt Cannabis eine wichtige Rolle.
Die Einen chillen damit ab, die Anderen machen damit richtig Kohle. Ob im Wohnzimmer, geheimen Gewächshäusern oder Verstecken im Wald, Hanf gedeiht hier prächtig. Die klimatischen Bedingungen passen glaube ich auch besonders gut.
Hab gehört, das Marihuana von hier soll Weltruf genießen. Konnte ich auf Anhieb nicht nachrecherchieren. Was ich aber rausgefunden habe: andere Einnahmequellen in der Stadt sind rar.
Die gut gehende Industrie ist von den alternativen Einwohnern im Prinzip vergrault worden. Silberabbau und Holzwirtschaft waren über Jahrzehnte groß, vertragen sich aber nicht mit den Überzeugungen der Ökos. Die bauen lieber Gras an. Ist zwar nich legal, aber egal. Ick sach nur Heilpflanze;)
Unter dem Strich scheinen die Nelseraner eine gepflegte Antihaltung zu mögen - Mainstream is Kacke und Kapitalismus sowieso. So hat sich die Gegend hier einen zweifelhaften Ruhm als Trutzburg erworben. Naja Dudes, lern ich halt mal ´ne andere Pott-Kultur kennen.
pomela - 5. Jul, 05:33